Die arktische Diät in Grönland ist gespickt mit mageren Proteinen aus Meer und Land und Omega-3-reichem Fisch direkt aus den Fjorden. Sie wird gewürzt mit saisonal aufzufindenden Leckereien wie saftigen Krähenbeeren und dem Berg-Sauerampfer.
An einem Ort namens Grönland (dem „grünen Land”) spielen die natürlichen, essbaren Dinge in grün ironischerweise nur eine Nebenrolle auf der Speisekarte. Engelwurz kann das Tafelwasser aromatisieren, eine Prise grünes Algenpulver und ein Happen Kopfsalat, eingeschifft vom südlichsten Zipfel der Insel, stellen in den meisten Städten bereits das Angebot dar.
Es ist keine Selbstverständlichkeit, frische und regionale Produkte erwerben zu können.
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Nachhaltig denkende Grönländer entwickeln daher Lösungen, damit eine Ernährung entsprechend der Lebensmittelpyramide nicht die teuren Importe weiter erhöht.
Dafür ziehen sie ihre Setzlinge in Töpfen auf der Fensterbank heran, die dann eventuell in Beete draußen umgepflanzt werden können, um leckere Zutaten zum Speiseangebot hinzuzufügen.
Wir haben uns mit einem Hauptstadtbewohner getroffen. Salik Hard kommt aus Südgrönland und brachte seinen grünen Daumen mit gen Norden in die arktische Metropole, als er 2008 hierher zog. Den ganzen Frühling über war er damit beschäftigt, zahlreiche Setzlinge drinnen zu hegen und sie auf ihr Sommerleben draußen in dem Garten vorzubereiten, den er selbst angelegt hat. Er verrät uns einige seiner Erfolgsgeheimnisse.
Salik: In Grönland ist das Gärtnern sehr konzentriert. Die Saison ist im Vergleich zu anderen Orten kürzer und wir haben deutlich mehr Sonnenlicht. Die Sonne scheint den ganzen Tag und einen Großteil der Nacht lang. Da unsere Saison nun mal kürzer ist, wachsen unsere Pflanzen eben auch schneller.
Salik: Direkt hier in Nuuk! Ich bringe viel Energie dafür auf, eine Erde zu züchten, die reich an Nährstoffen ist und Struktur hat – sich also von der nährstoffarmen und sandigen Erde, die natürlicherweise vorzufinden ist, deutlich unterscheidet. Ich nutze alles was ich finden kann, um die Erde zu düngen – Schafsdünger von den wenigen als Haustiere gehaltenen Schafen hier in der Stadt, altes faseriges Malzschrot aus der örtlichen Brauerei und sogar Algen direkt aus dem Fjord.
Ich sammele die Algen und lasse sie ein ganzes Jahr lang ausliegen, damit Regen und Schnee das Salz aus ihnen herauswaschen; dann sind sie ein wenig zersetzt und das ist perfekt. Außerdem sammele ich das Holz für meine höhergelegenen Beete beim örtlichen Schrottplatz. Für mich ist es wichtig, dass dieser Prozess so kostengünstig wie nur möglich ist.
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Salik: So viele Dinge – Radieschen, Rüben, Möhren, verschiedene Salate, Kartoffeln, Petersilie, Rhabarber, Schnittlauch und Erdbeeren.
Salik: Als ich 2009 meinen ersten Garten anlegte, reagierte die Stadt sehr neugierig darauf. Viele Menschen wollten sich den anschauen und ich hielt eine Veranstaltung ab, um über das Anlegen des Gartens zu informieren. Das überraschte die Leute und die Besucherzahl war groß! Also habe ich vor 3-4 Jahren eine Veranstaltung durchgeführt, bei der sich die Leute informieren konnten, wie sie ihre eigenen Beete anlegen und Kartoffeln züchten.
Mittlerweile sind es konstant 1000 Familien, die hier in Nuuk Kartoffeln anbauen. Bedenkt mal! Wenn jede Familie nur eine Kartoffelpflanze hat, die pro Saison 1 Kilo Kartoffeln abwirft, dann müssen 1000 Kilo weniger importiert werden – das spart jedem einzelnen Geld und es verringert die Umweltverschmutzung. Aber wir alle haben viel mehr als nur 1 Pflanze. Ich habe 12 und mein Nachbar hat mindestens 70. Und dann gibt es einen Mann, der bei seinem Sommerhaus tief im Fjord Kartoffeln anbaut – der hat ein ganzes Feld!
Salik: Rüben sind am einfachsten, weil sie so kräftig sind. Für uns sind sie wie Äpfel – wir beißen direkt hinein und sie sind so fruchtig und lecker, wenn sie reif sind. Ich hebe auch gerne welche für den Winter auf, wo ich sie dann in Zucker und Essig einlege und sie mit Fleisch anrichte. Kartoffeln sind ebenfalls sehr einfach anzubauen. Am kompliziertesten lassen sich die Lebensmittel anbauen, die zart sind und warme Temperaturen benötigen. Beispielsweise könnten Möhren ein bisschen mehr Wärme vertragen. Kohl ist schwierig und ich habe kein Glück mit Lauch. Zunächst hatte ich an ein Gewächshaus gedacht, doch mittlerweile halte ich es für das Beste, nur Gemüsesorten anzubauen, die natürlich in die Umgebung passen.
Salik: Salik: Wir können definitiv spüren, dass das Klima wärmer geworden ist. Ganz persönlich freue ich mich darüber; für einen Gärtner ist die Erwärmung kein totales Desaster.
Wenn die Winter milder sind, werden meine Erdbeeren deutlich besser. Die überwinternden Erdbeerpflanzen überleben sehr gut unter der Erde, wenn ich sie mit viel trockenem Heu und Gewebematerial bedecke. Sie kommen früher zurück. Plötzlich haben wir den ganzen Sommer über Erdbeeren und darüber freue ich mich so richtig.
Da haben Sie es. Die Urban Gardening Szene von Nuuk blüht auf!